Häuser für Klein und Groß – zwei Orte für die Gemeinschaft.

Zu alt, stark renovierungsbedürftig und räumlich unpraktisch, dazu ein hoher Energieverbrauch: Schon lange plante das Erzbistum Bamberg zusammen mit der Kirchenverwaltung und dem Gemeindepfarrer in der oberfränkischen Stadt Hof, die mehr als 50 Jahre alte Kita und das noch ältere Pfarrhaus durch architektonisch und energetisch zeitgemäße Gebäude zu ersetzen. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Funktionen und Aufgaben einer Kita und eines Gemeindehauses entstand in zwei Bauabschnitten ein gestalterisch unterschiedliches Gebäudeduo, das aber auf dasselbe Konstruktionsprinzip setzt: gemauerte Außen- und Innenwände aus Kalksandstein. Für die Fassadengestaltung kamen zudem bruchraue KS-Verblender zum Einsatz.

„Wir wollten zwei moderne Gebäude, in denen sich die Kinder, unsere Mitarbeiter und die Gemeindemitglieder wohlfühlen. Sie sollten energetisch auf dem neuesten Stand und ökologisch gebaut sein mit hellen, freundlichen Räumen – nicht überdimensioniert, aber auch nicht zu klein“, fasst Pfarrer Hans-Jürgen Wiedow seine Wünsche als Bauherr zusammen. Den Auftrag für die beiden Projekte erhielt das Büro m6 architektur aus Sparneck. Zunächst entwickelten die Architekten den Entwurf für die Kita, nach deren Fertigstellung begannen die Planungen für das benachbarte Gemeindezentrum. Beide Bauten folgen einem wohlüberlegten Konzept, bei dem die architektonische Gestaltung in erster Linie der Funktion des Gebäudes und der Bedürfnisse der Nutzer folgt.

Ein leuchtendes Orange empfängt alle Besucher. Das benachbarte Gemeindezentrum ist ganz in Weiß gehalten. Die tragenden Außen- und die meisten Innenwände sind bei beiden Gebäuden mit Kalksandsteinen aus dem KS-ORIGINAL Programm gemauert.

Während der eingeschossige Nordteil des Kita-Baus verputzt ist, bekam der zweigeschossige Trakt eine Fassadenbekleidung aus weißen Kalksandsteinverblendern und Lärchenholz.

Während der eingeschossige Nordteil des Kita-Baus verputzt ist, bekam der zweigeschossige Trakt eine Fassadenbekleidung aus weißen Kalksandsteinverblendern und Lärchenholz.

Das Gemeindezentrum besteht aus einem eingeschossigen Veranstaltungssaal und einem zweistöckigen Trakt mit hauptsächlich Büro- und Besprechungsräumen sowie der Wohnung des Pfarrers.

Der 200 Quadratmeter große Pfarrsaal ist an die Kirche St. Konrad angebaut, sodass die Gemeinde nach dem Gottesdienst dort weiterfeiern kann.

Zwei Einrichtungen an einem Standort vereint

Im Pfarrgarten der aus den 1950er Jahren stammenden Kirche St. Konrad wurde nach dem Abriss des ebenso alten Gemeindezentrums Platz für die Neubauten geschaffen. Nähert man sich dem Ensemble von Südosten über die Nailaer Straße, so fällt der Blick zunächst auf die „Kita St. Konrad“. Der langgestreckte Bau besteht auf der Straßenseite aus einem eingeschossigen und eher kantig gehaltenen Gebäudeteil mit Flachdach. Dort sind die Funktionsräume wie Büros, Technik, Küche und der Eingangsbereich angeordnet. Zum rückwärtigen Garten ist die Kita zweigeschossig und in einer leichten Bogenform mit Pultdach gehalten. In diesem Trakt befinden sich die Gruppenräume der Kindergartenkinder, die Krippenräume und ein Mehrzweckraum. Alle Kinderbereiche sind großzügig gestaltet mit unterschiedlichen Spielebenen und dank großer Fensterflächen lichtdurchflutet. Viele Farben und Materialien regen die Kreativität an.

Folgt man der Nailaer Straße weiter, schließt das ebenfalls aus zwei Baukörpern zusammengesetzte Gemeindezentrum an. Der durch einen schmalen Durchgang von der Kita getrennte Nachbar besteht aus einem eingeschossigen quaderförmigen Veranstaltungssaal, der in einen Gebäudeteil mit zwei Etagen übergeht. Letzterer beherbergt neben Büro- und Konferenzräumen für die Gemeindeverwaltung auch Lagerflächen sowie eine Wohnung für den Pfarrer. Die farbliche Gestaltung, auch im 200 m² großen Pfarrsaal, ist auf Weiß und Grautöne reduziert, kombiniert mit Holz, sodass alle Räume auch unterschiedlich genutzt werden können.

Auch die Materialwahl folgt der Funktion

Für die tragenden Außenwände beider Gebäude entschieden sich die Architekten für Mauerwerk aus Kalksandstein. Der Architekt Norbert Endrejat vom Büro m6 architektur erläutert diese Entscheidung: „Ich schätze KS aus mehreren Gründen: Er besteht nur aus natürlichen Rohstoffen, er ist hoch belastbar, erfüllt alle Schall- und Brandschutzvorgaben und hat eine hohe Wärmespeicherfähigkeit.“ Zum Einsatz kamen Produkte aus dem KS-ORIGINAL Programm, also Klein- und Mittelformate. Auch für den Großteil der Innenwände verwendeten Planer und Bauherr Kalksandsteine.

Bei der Fassadengestaltung entschieden sie sich für unterschiedliche Materialien. Um auch hier die unterschiedlichen Gebäudenutzungen schon außen ablesbar zu machen, ist der Nordteil der Kita an der Straße als WDVS ausgeführt mit einem Putz in Knallorange, der südliche Zweigeschosser bekam an den Längsseiten eine Verschalung mit Lärchenholz und an den Stirnseiten eine Bekleidung mit bruchrauen Verblendern aus Kalksandstein. Die Fugen zwischen den Verblendsteinen werden mit grauem Fugenmörtel betont. Passend zur unterschiedlichen Nutzung der Gebäudeteile bekam das Gemeindezentrum auch eine differenzierte Hülle: Während der Pfarrsaal an allen Seiten mit den KS-Verblendern bekleidet ist, besteht die Außenhaut des Bürotraktes, analog zur Kita, aus einem WDVS mit einem weißen Putz.

Die bruchrauen Verblender aus KS ergeben zusammen mit dem Lärchenholz ein harmonisches Gesamtbild. Mit der hoch belastbaren Tragstruktur aus KS-Mauerwerk lassen sich unterschiedlichste Fassadengestaltungen realisieren.

Dank der hohen Tragfähigkeit der Kalksandsteinaußenwände konnte somit zum einen ein variantenreiches Erscheinungsbild bei den Neubauten realisiert werden. Zum anderen ist eine lebendige und funktionale Architektur entstanden, die Räume zum Spielen, Feiern und Zusammensein zur Verfügung stellt, und zwar für jede Generation.

Weiße Wand- und Deckenflächen werden in den Gruppenräumen und Mehrzweckbereichen der Kita kombiniert mit Holz und einem dunklen Boden. Kräftige Farben, zum Beispiel an Wänden oder Türen, setzen anregende Akzente.

Auf der südlichen Gartenseite sind die Kindergarten- und Krippenräume großzügig verglast und mit direkten Zugängen zum Außenbereich ausgestattet.

Das Gemeindezentrum – inklusive Pfarrsaal – ist in Weiß und Grautönen gestaltet, kombiniert mit Fenstern und Böden aus Holz. Damit entsteht ein neutraler Hintergrund für die vielen Feste und Veranstaltungen, die das ganze Jahr über hier stattfinden.

Büroprofil m6 architektur

Das Planungsbüro m6 architektur in Sparneck im oberfränkischen Landkreis Hof wurde 1979 von der Architektin Anneliese Endrejat-Szathmary (Jahrgang 1950; Diplom 1971 an der FH Coburg) gegründet. Seit 2008 erweitert ihr Sohn Norbert Endrejat (Jahrgang 1978; Diplom 2006 an der FH Coburg) das Team wie auch dessen Frau, die als Bauzeichnerin dort arbeitet. Darüber hinaus gehören ein Auszubildender (Bauzeichner) und zwei Bürokräfte zu m6 architektur. Das Aufgabenfeld umfasst die Gebäudeplanung in allen Leistungsphasen, vor allem das Bauen im ländlichen Raum ist einer der Schwerpunkte.

Bauaufgabe
Bauen im Bestand
Lage
Hof
Architektur/Bauplanung
m6 architektur
Baukosten
2100000€
Grundfläche
10770.00m²
Fertigstellung
2016

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