Sand
30. August 2021 | Beitrag | Nachhaltiges Bauen

Sand: Same-Same, But Different

Beitrag

Vielfach wird die weltweite Knappheit des zweitwichtigsten Rohstoffs Sand und die mit dem Abbau einhergehende kriminelle Energie skizziert. Eine Situation, die weder in Frage gestellt noch schön geredet werden will. Inwiefern diese Darstellung auch auf ‚unsere‘ Sandgewinnung zutrifft und ob wir in der Mitte Europas an einem Sandmangel leiden, beleuchten wir anhand eines Lageberichts.

Sand, die zweitwichtigste Ressource der Welt

Eine der im Bauwesen wichtigsten Ressourcen ist der Sand. Pro Jahr werden weltweit etwa 40 bis 50 Mrd. t Sand umgesetzt, so heißt es in einer Studie des UN environment programme. Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich die Nachfrage der Bauindustrie nach Sand und Kies verdreifacht und wächst jährlich um 5,5 %; nur das Volumen des gehandelten Rohstoffs Wasser ist höher.

Sand ist genau -­ WAS?

Sand ist in erster Linie der Name für Sedimentgestein in einer Korngröße von 0,063 bis 2 mm. Ist das Sediment gröber (bis 63 mm), ist es Kies. Sand kommt in der Natur in diversen Mineralen vor – als Granatsand, Muschel­‐ und Korallenbruchsand oder Gipssand, um nur einige zu nennen. In Deutschland ist zudem häufig Sand aus unterschiedlichen Mineralbruchstücken oder seltener auch als fast reiner Quarzsand zu finden, wie er u.a. für die Herstellung von KS* Kalksandstein benötigt wird. In Mitteleuropa unterscheidet man nach angestrebter Nutzung zwischen Bau­‐ und Industriesand. Während Bausand mit seinen unterschiedlichen Mineralen u.a. für die Herstellung von Beton, Hohlblock­‐ und Vollmauersteinen, Dachsteinen, Ziegeln und Klinkern sowie r fast alle im Baugewerbe verwendeten mineralischen Produkte benötigt wird, nutzt die Industrie fast ausschließlich den sehr viel hochwertigeren Quarzsand  – so zum Beispiel in Brems­‐ und Filteranlagen, zum Sandstrahlen, in Kunstrasen der Sportstätten, als Vogel-­ oder Spielsand. Auch die Industriezweige Glas, Kunststoff, Metall, Chemie, Pharma und Papier kommen nicht ohne den mineralischen Rohstoff Quarzsand aus.

Sand

In Deutschland ist häufig Sand aus unterschiedlichen Mineralbruchstücken oder seltener auch als fast reiner Quarzsand zu finden.

Sandförderung

Unter der Oberfläche Deutschlands lagert mit wenigen regionalen Ausnahmen flächendeckend Bausand.

Wüstensand dagegen eignet sich nicht für die Herstellung von Beton oder anderer Baustoffe. Dachte man lange, dass Wüstensand auf Grund der durch den Wind stark gerundeten Kanten ungeeignet sei, so entdeckte Dr. Harald ElsnerSandExperte der Bundesanstalt  für  Geowissenschaften  und  Rohstoffe  (BGR),  2019  einen anderen Grund: Bei der Untersuchung von zwölf unterschiedlichen Proben aus der Sahara und von der Arabischen Halbinsel fanden sich kaum kugelige Sandkörner, dafür aber neben hartem Quarz auch ein hoher Anteil an unbrauchbaren Bestandteilen wie Gips, Glimmer und verschiedenste Karbonate. Zudem ist der Wüstensand in seiner Körnung schlichtweg zu fein. Während der hiesige Bausand zu 49 % aus Feinsand und zur anderen Hälfte aus Mittelsand, Grobsand und Feinkies besteht, hat Wüstensand ausschließlich Feinsand und StaubkornAnteile mit einer Größe kleiner als 0,063 mmDie Herstellung von hochfestem Beton sei somit unmöglich, so Elsner.

Unter der Oberfläche Deutschlands lagert mit wenigen regionalen Ausnahmen flächendeckend Bausand; dies ist u.a. der Überfahrung Norddeutschlands durch Inlandeis aus Skandinavien in den verschiedenen Eiszeiten geschuldet. Das Inlandeis brachte Schutt in großen Mengen, der wiederum auf seinem Weg nach Süden in den großen Urstromtälern zu Sand und Kies zermahlen wurde. Dasselbe Phänomen ist im nördlichen Alpenvorland zu beobachten. Eine genaue Berechnung der fast unendlich großen Kies - und Sandmengen in den ehemals gletscherbedeckten Gebieten Deutschlands existiert nicht. Dass Sand in Deutschland heute keine Mangelware ist, ist zusätzlich den großen Flüssen, insbesondere dem Rhein, zu verdanken, die ebenfalls sehr große Gesteinsmengen aus ihren Einzugsgebieten flussabwärts bewegt und dabei weitestgehend zermahlen haben. Übrig geblieben sind die besonders widerstandsfähigen und von der Bauindustrie gesuchten Mineralkörner.

Der hiesige Sand-­ und Kiesabbau

Das deutsche Bau­‐ und Industriegewerbe hat einen immensen Sandund Kiesbedarf, dem 2019 mit 259 Mio. t Baukies und Bausand in einem Wert von 1.825 Mio. Euro begegnet wurde. Damit stehen Sand-­ und Kies auf Platz 1 der Rohstoff-produktionsmengentabelle, gefolgt von gebrochenem Naturstein und Braunkohle. Die Fördermengen von Sand und Kies werden zusammengefasst erhoben; laut BGR wird der Anteil von Sand dabei auf 40 % geschätzt. Von der geförderten Gesamtmenge wurden etwa 1 % bzw. 2,64 Mio. t Sand in Nord-­‐ und Ostsee für den Schutz der deutschen Küsten gewonnen. Während die Qualität des Meersands aus der Nordsee aufgrund von Salzanhaftungen und Muschelfragmenten nicht den Ansprüchen der Bauindustrie genügt, finden geringe Mengen OstseeSand Verwendung in der maritimen Wirtschaft, definitiv jedoch nicht im Mauerwerk von KSORIGINALObwohl die Rohstoffkosten im vergangenen Jahrzehnt um etwas mehr als 25 % gestiegen sind, ist die Abbaumenge in den vergangenen 15 Jahren weitestgehend identisch geblieben.

Sandförderung

Für den Abbau oberflächennaher mineralischer Rohstoffe, d.h. der Steine-­ und Erden-­Rohstoffe, werden aktuell knapp 0,0036 % der Gesamtfläche Deutschlands bzw. 9,59 km2 in Anspruch genommen.

Sandförderung

Der Rohstoff Sand ist in Deutschland in fast unerschöpflicher Menge und sehr guter Qualität vorhanden.

Dabei hat sich die Gesamtzahl der 1.935 Kies-­ und Sandwerke in Deutschland (Stand: 2019) in den vergangenen zwei Jahrzehnten genauso   wie die Zahl der Beschäftigten dieser Werke (13.550 in 2019) um etwa ein Drittel verringert. Die Tatsache, dass die Fördermenge trotzdem weitestgehend gleich geblieben ist, ist neuen technischen Verfahren geschuldet, die eine größtmögliche Ressourceneffizienz erlauben. In 76 der zuvor genannten 1.935 Werke wird ausschließlich Kalksandstein gefertigt; davon an 41 Standorten die weißen KS* Steine und Elemente.

r den Abbau oberflächennaher mineralischer Rohstoffe, d.h. der Steine­‐ und ErdenRohstoffe, werden aktuell knapp 0,0036 % der Gesamtfläche Deutschlands bzw. 9,59 km2 in Anspruch genommen und dies, im Gegensatz zu vielen anderen Nutzungsarten des Bodens (wie z.B. Gebäude-­ und Freiflächen, Verkehrsflächen usw.), jeweils nur r eine zeitlich begrenzte Zeit. Im Fall von Sand und Kies wird zuvor landoder waldwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft für den Zeitraum von 15 bis 20 Jahren einer Zwischennutzung zugeführt und im Anschluss an den Abbau wieder renaturiert oder rekultiviert. So sind beispielsweise in den vergangenen 15 Jahren über 3.000 ha ehemaliger Gewinnungsflächen anderen, meist naturnahen Nachnutzungen zugeführt worden. Dabei haben Beobachtungen von NABU und Gesteinsindustrie gezeigt, dass durch die Rohstoffgewinnung und die damit verbundenen Eingriffe in die Natur weitere Biotope entstehen, die ansonsten in unserer kulturwirtschaftlich genutzten Landschaft kaum noch existieren würden. Mit einer zeitnah frei zugänglichen Biodiversitätsdatenbank geht die Branche in die belastbare Beweisführung.

Hürden in der deutschen Sandgewinnung

Auch wenn Sand geologisch betrachtet in Deutschland ausreichend verfügbar ist, ist es in der Vergangenheit schon zu Lieferengpässen gekommen. Potenzielle Gewinnflächen sind häufig bereits für andere Nutzungen wie Wasser‐, Natur­‐ und Landschaftsschutzgebiete sowie Wohnund Gewerbegebiete oder Straßen und Eisenbahnlinien bestimmt. Außerdem müssen Sand und Kies in guter Qualität, also zu 80 bis 100 % nutzbar und oberflächennah vorkommen, damit die Errichtung einer Gewinnstelle rentabel ist. Die Genehmigungsverfahren dauern zudem zunehmend länger und nicht immer werden Anschlussgenehmigungen für bestehende Gewinnungsanlagen erteilt.

Von der Grube zum Kunden – der Sandtransport

Die eingangs erwähnten 259 Mio. t Bausand und ­‐kies werden zu 82 % mit dem LKW transportiert; der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf Binnenschiff und Bahn. Insgesamt beträgt die Transportleistung (transportierte Menge x Transport-entfernung) über die Straße 6.322 tkm, beim Bahntransport 5.089 tkm und mit dem Binnenschiff 4.626 tkm. Dass die Transportleistungen gar nicht so weit auseinander liegen, ist den deutlich längeren Transportwegen geschuldet, die r den Bahnund Schiffsverkehr eingeplant werden. Die durchschnittliche Transportentfernung zum Kunden liegt beim Transport von Bausand und ­‐kies über die Straße bei 30 km, während sie mit der Bahn 220 km bzw. mit dem Binnenschiff 200 km beträgt, wie der Bundesverband Baustoffe ‐ Steine und Erden e.V. für 2018 ermittelt hat. Auch die Regionalität im KalksandsteinMarkenverbund KSORIGINAL zahlt mit ihren geringen Transportwegen zur Baustelle (durchschnittlich 40 bis 60 km) positiv auf die CO2-­Bilanz von Sand und Kies ein.

Weder Sandmangel, noch SandKriege in Deutschland

Abschließend kann festgehalten werden, dass der Sandhunger immens ist – hier wie im Rest der Welt. Auch die Definition von Sand und Kies und die Ansprüche an deren Beschaffenheit sind weltweit weitestgehend identisch. Aber: In allen anderen Punkten unterscheidet sich die hiesige Sandgewinnung vom Rest der Welt.

KS-ORIGINAL

Die Regionalität im Kalksandstein-­Markenverbund KS-­ORIGINAL zahlt mit ihren geringen Transportwegen zur Baustelle positiv auf die CO2-­Bilanz von Sand und Kies ein.

Der Rohstoff Sand ist in Deutschland in fast unerschöpflicher Menge und sehr guter Qualität vorhanden. Nicht Materialmangel, sondern Nutzungskonflikte, langwierige und teure Genehmigungsverfahren sowie Proteste von Anwohnern und Bürgerverbänden führen zu Lieferengpässen. Und nicht zuletzt haben Flora und Fauna bisher vom hiesigen Sandabbau profitiert. Bereits zum jetzigen Stand lässt sich sagen, dass die Artenvielfalt an den Gewinnstellen schon im aktiven Betrieb steigt; nach der Renaturierung konnte an allen ehemaligen Kies-­‐ und Sandgruben ein Zuwachs von Biodiversität beobachtet werden. Glückauf!

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