Langlebigkeit oder Rückbaubarkeit?
Dass Rückbaubarkeit ein immer größer werdendes Thema ist, bedeutet jedoch nicht, dass Projekte nicht langlebig sein sollten – im Gegenteil. In der Diskussionsrunde wurde gefragt, wie lange ein Gebäude bestehen muss um als wertvoll zu gelten. Die Antwort von Prof. Hartwig Schneider: „Mindestens 100 Jahre, besser länger“. Das führt unausweichlich zu der Frage, inwiefern sich die Entwurfsplanung für Neubauten ändern muss, um ebendiese Lebensdauer zu erreichen: Zum einen „sollten Grundriss und Bauvolumen flexibel und anpassungsfähig geplant werden, um nachhaltig auf Nutzungsänderungen reagieren zu können“, erklärt Carolin Harland. Auf der anderen Seite müsse die Architektur einen ästhetischen Mehrwert über bloße Moden hinweg besitzen und den Faktor des menschlichen Verhaltens und des Gebrauchs miteinbeziehen: „Ein Haus möchte auch genutzt werden“, so Dr. Christian Schätzke. Ein emotionaler Wert sorge für die Pflege eines Gebäudes und verhindere das verfrühte Aufkommen von Umnutzungs- oder gar Rückbaugedanken. Dabei gehe es weniger um ikonische Kompromisslosigkeit als vielmehr um den gekonnten Umgang mit Gegebenheiten: Nicht das Bauen auf der grünen Wiese mit unbegrenzten Finanzmitteln sei die Meisterschaft der Architektur, sondern die Fähigkeit, mit den vorhandenen bzw. beschränkten Mitteln etwas Gutes zu schaffen und die Baukultur weiterzuführen.
Studierende und Staat – Katalysator und Hemmnis
Ideen und Konzepte für nachhaltiges Bauen werden bereits im Studium vermittelt, wie die Teilnehmenden von Seiten der RWTH Aachen bestätigen. Gleichzeitig wurde einstimmig festgestellt, dass junge Studierende eine stärker werdende Haltung im Sinne des klimagerechten Bauens einnehmen. Das entsprechende Bewusstsein scheint vorhanden zu sein, auch wenn – verständlicherweise – noch eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Ausführung existiert.