Unkonventionell von oben nach unten
Neben dem beauftragten Münchner Architekturbüro Schmidt-Schicketanz Planer GmbH waren auch Kästner Ingenieure GmbH mit Sitz in Nürnberg als verantwortliche Tragwerksplaner in die ersten Vorüberlegungen involviert. Denn für die Statik und Konstruktion war der Schutz der setzungsempfindlichen Umgebungsbebauung maßgeblich. Hiermit ist vor allem das ehemalige, denkmalgeschützte Kartäuserkloster aus dem 14. Jahrhundert mit Kirche, Kreuzgängen und Mönchshäusern gemeint. „Weitere Herausforderungen stellten auch der Erddruck und die Eintauchtiefe des Bauwerks in den Grundwasserspiegel dar“, erklärt Roland Kreß, Ingenieur und Geschäftsführer von Kästner Ingenieure. „Zudem sollte das Bauwerk im laufenden Museumsbetrieb erstellt werden. Die Kombination dieser Anforderungen war nur durch eine Deckelbauweise lösbar.“ Diese setzte jedoch eine von „normalen“ Bauwerken diametral abweichende Denkweise aller Beteiligten voraus. Denn das Gebäude musste größtenteils von oben nach unten errichtet werden. „Zuerst wurde eine 1,20 Meter dicke und 25 Meter tiefe Bohrpfahlwand im Erdreich erstellt. Dann erfolgte der Einbau der 16 Innenstützen aus je zwei Stahlprofilen“, erläutert Roland Kreß. „Auf die Bohrpfahlwand, die Innenstützen und das Erdplanum wurde anschließend die 50 cm dicke Decke, also der Deckel des Tiefbaus, betoniert.“ Der anschließende Erdaushub erfolgte geschossweise, sodass nach und nach Umfassungswände und Deckenplatten zur Aussteifung gegen den einwirkenden Erddruck erstellt werden konnten. Sämtliche Arbeitsgeräte, Baumaschinen und -materialien wurden durch zwei Öffnungen im „Deckel“ in den immer weiter nach unten wachsenden Tiefbau befördert.
(Speicher-)Masse für langfristigen Werterhalt
Erst nach Fertigstellung des Rohbaus begann die eigentliche Realisierung der Depoträume, die durch einen umlaufenden Gang von den Umfassungswänden abgekoppelt sind. „Dadurch können wir unsere wertvolle Sammlung besser vor äußeren Einflüssen schützen, denen die Gebäudehülle ausgesetzt ist“, so Florian Kutzer. Sämtliche Innenwände wurden aus mittelformatigen Kalksandsteinen von KS-Original errichtet. Entscheidend für die Materialwahl waren das Gewicht der Steine und ihre hohe Druckfestigkeit. „Alle Depots sind mit einer Gaslöschanlage ausgestattet. Im Brandfall erhalten die Wände eine horizontale Belastung durch den Druck des austretenden Gases“, erläutert Kreß. „Wir brauchten also ein Mauerwerk mit hohem Eigengewicht, sodass die Wände nicht einfach umkippen. Ergänzend wurden sie mit Winkeln an den Deckenplatten befestigt."
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