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Inklusives Wohnen und Leben im Vitalquartier - Wo Begegnung zum Alltag gehört

Im Stadtteil Mittelfeld im Süden Hannovers liegt das „Vitalquartier an der Seelhorst“. Hier leben über 1.000 Menschen aller Generationen, mit und ohne Behinderung, in einem inklusiven Wohnkonzept zusammen. Vier der Gebäude, speziell für die Diakovere entworfen, stammen vom Hamburger Büro „TCHOBAN VOSS Architekten“. Bei ihrer Umsetzung kam Kalksandstein von KS-Original aus einem nahegelegenen Werk zum Einsatz. Der regionale Baustoff bietet nicht nur kurze Lieferwege, sondern ermöglicht auch einen zügigen Baufortschritt. Dieser Ansatz unterstreicht die nachhaltige und praxisorientierte Philosophie, die das gesamte Projekt prägt.

Im Jahr 2015 wurde in Hannover das Konzept des „Vitalquartiers an der Seelhorst“ der Öffentlichkeit präsentiert. In Anbetracht des wachsenden Wohnraumbedarfs und vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen, wie der verstärkten Ausrichtung auf Inklusion und dem demografischen Wandel, gewinnen solche ambitionierten Wohnprojekte deutschlandweit an Bedeutung. Das Herzstück dieser Idee war, ein neues Quartier mit etwa 400 barrierearmen Wohnungen und rund 25 Ensemblehäusern zu schaffen, das gemeinschaftliches Leben mit einem breiten Dienstleistungsangebot für alle Lebensphasen verbindet. Besonderen Wert legten die Entwickler auf eine durchdachte Infrastruktur: Ein Zentrumsbereich mit diversen Versorgungsangeboten, Grünflächen, ein Spielpark und eine gute Anbindung an den ÖPNV werden ergänzt durch eine Kindertagesstätte und eine bestehende inklusive Schule. Hinzu kommen haushaltsnahe Dienstleistungen und ein aktives Quartiersmanagement durch die Diakovere – einem in Niedersachsen bekannten gemeinnützigen Akteur im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. 2017 fand ein nicht offener Architektenwettbewerb statt, um das Quartier ansprechend zu gestalten. Das Büro TCHOBAN VOSS Architekten gewann mit einem Entwurf für vier Gebäude der Diakovere – drei davon bilden das Entree des Quartiers. 2018 begannen die Erschließungsarbeiten, ein Jahr später ging es mit dem Hochbau los. Ende 2020 zogen die ersten Bewohner ein und seitdem wächst die Gemeinschaft stetig.

Ein Quartier, in dem Architektur, Natur und Gemeinschaft verschmelzen

Im Zentrum des Entwurfs von TCHOBAN VOSS Architekten steht eine besondere Konstruktion: eine Weidenkirche. Eine Weidenkirche, gefertigt aus lebenden Weidenruten, wächst und verändert sich mit der Zeit natürlich. Diese wurde 2011 auf dem Gelände errichtet. „Im Winter erscheint die aus einem filigranen Stahlgerüst gebaute ‚Kirche‘ kahl, doch mit dem Beginn der Blüte im Frühjahr verwandelt sie sich in einen lebendigen Raum“, erklärt Frank Focke, assoziierter Partner des Architekturbüros. „Für die betreuten Menschen wird sie zum zentralen Ankerpunkt und Ort der Begegnung.“ Der Entwurf positioniert die Kirche als geografisches und inhaltliches Herz des Quartiers. Ihre offene und geschwungene Struktur spiegelt sich unter anderem in den öffentlichen Bereichen des Projekts wider.

Die Architektur von TCHOBAN VOSS Architekten im Vitalquartier umfasst drei vier- bzw. fünfgeschossige Volumen und einen gesondert platzierten Bau. Alle zeichnen sich durch ihre klare Geometrie und einige wenige, aber einheitliche Oberflächenmaterialien aus. Drei der Gebäude definieren den Eingangsbereich des Wohnviertels, wobei zwei davon L-förmig zueinander stehen und von einem quadratischen Bau flankiert werden.

Ein zentraler „Shared Place“, der an einen Marktplatz erinnert, verbindet die Baukörper. Dieser öffentliche Raum steht für ein harmonisches und barrierefreies Miteinander aller Verkehrsteilnehmer. Innerhalb der Gebäude wird das „Miteinander“ durch unterschiedliche Nutzungskonzepte wie Demenzstationen, Tagespflege, barrierefreie Wohnungen in verschiedenen Größen, Wohngemeinschaften und ein komplett rollstuhlgerechtes Gebäude fortgesetzt. Die Wohnungen variieren von Ein- bis Dreizimmerwohnungen; die größten umfassen 76 Quadratmeter. Ein zusätzliches Pflegeangebot ergänzt das Wohnkonzept. Die Erdgeschosszonen sind belegt von öffentlichen Einrichtungen wie Bäcker, Florist, Friseur und Supermarkt.

Vitalquartier

Die Baukörper wurden durch einen zentralen „Shared Place“, der an einen Marktplatz erinnert, verbunden.

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Kalksandstein wurde als Hauptbaumaterial für die vier Gebäude gewählt, um eine effiziente Flächenplanung zu ermöglichen und den Einsatz regionaler Ressourcen zu betonen.

Die Menschen fühlen sich sehr wohl und haben dort ein neues Zuhause gefunden. Sie loben insbesondere die Offenheit der Räume. Die Anordnungen im Grundriss und in der Kubatur führen zu Nachbarschaft, also zu Blickbeziehungen und damit visueller Kommunikation - Frank Focke

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Die Erdgeschosszonen sind belegt von öffentlichen Einrichtungen wie Bäcker, Florist, Friseur und Supermarkt.

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Die Planung mit großformatigen Kalksandsteinen hat maßgeblich zur Flächeneffizienz der Gebäude beigetragen.

Effiziente Bauweise und regionale Ressourcen im Vitalquartier

Kalksandstein wurde als Hauptbaumaterial für die vier Gebäude gewählt, um eine effiziente Flächenplanung zu ermöglichen und den Einsatz regionaler Ressourcen zu betonen. Der Baustoff zeichnet sich zudem durch seine herausragende Schallschutzqualität und Druckfestigkeit aus. Von den Wohnungstrennwänden über Flurtrennwände bis hin zum Kellergeschoss wurden durchweg großformatige Kalksandsteine von KS-Original verwendet. Frank Focke, assoziierter Partner des Architekturbüros, betont: „Kalksandstein erlaubt es uns, mit vergleichsweise dünnen Wänden zu bauen, was maßgeblich zur Flächeneffizienz beiträgt. Dieser Baustoff bietet nicht nur einen hohen Schallschutz und ermöglicht schnelles Bauen, sondern auch sein Beitrag zur Nachhaltigkeit ist uns wichtig. In der Region Hannover ist Kalksandstein weit verbreitet. Daher war es eine logische Entscheidung, auf dieses lokale Produkt zurückzugreifen, anstatt Materialien von weit her zu transportieren.“
Auch die äußere Gestaltung der Gebäude wurde mit großer Sorgfalt ausgeführt. Trotz unterschiedlicher Funktionen innerhalb der Gebäude strebten die Architekten eine klare Struktur und Ordnung der Fassaden an.

Die regelmäßigen Lochfassaden, die direkt aus den Grundrissen der Wohnräume entwickelt wurden, sind mit Klinkermauerwerk in warmen Sandfarben verkleidet. Abhängig vom Lichteinfall verleihen sie den Gebäuden unterschiedliche Stimmungen. Zudem sorgen Arkadengänge, tiefe Loggien und großzügige Erdgeschossverglasungen für eine besondere Leichtigkeit. Ein weiteres bemerkenswertes Detail: Die Gestaltung der Loggiengeländer greift die Struktur der Weidenkirche auf. Die Stahlgeländer der offenen Brüstungen sind mit traditionell handgefertigtem Weidengeflecht gefüllt. Nicht zu vernachlässigen ist auch der energetische Aspekt: Die Gebäude erfüllen die Standards von Effizienzhäusern 70 bzw. 55.
Frank Focke fasst das Projekt rückblickend zusammen: „Es ist ein Privileg, ein Projekt vom ersten Entwurf bis zur Schlüsselübergabe begleiten zu dürfen. Ein gutes Verhältnis zum Bauherrn und der Gewinn des Wettbewerbs haben von Anfang an einen positiven Workflow geschaffen. Das Feedback der Menschen, die dort leben, ist unbezahlbar. Es ist das, was uns als Architekten glücklich und dankbar macht.“

Die Köpfe hinter dem Projekt

Dipl.-Ing. Architekt BDA Ekkehard Voss ist seit 1995 Partner bei TCHOBAN VOSS Architekten. Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Architekt BDA Sergei Tchoban führt er seit 2015 das Gesamtunternehmen. Das Büro, das seit 2017 als TCHOBAN VOSS Architekten firmiert, beschäftigt aktuell rund 190 Mitarbeitende an drei Standorten: Hamburg, Berlin und Dresden. TCHOBAN VOSS Architekten übernehmen für regionale und internationale Auftraggeber aus dem öffentlichen sowie privaten Sektor sämtliche architektonische Leistungen – von der Entwicklung über den Entwurf bis hin zur Bauausführung.

Dipl.-Ing. Architekt Frank Focke ist seit 2009 Assoziierter Partner bei TCHOBAN VOSS Architekten. 2017 übernahm er einen Lehrauftrag an der Hafencity Universität Hamburg. Als Mitglied der Architektenkammer Hamburg leitet er zudem die Entwurfsabteilung im Hamburger Büro. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen Entwurf, Projektleitung, (Innen-)Architektur sowie die Bearbeitung von Wettbewerben.

Frank Focke ist assoziierter Partner bei TCHOBAN VOSS Architekten.

Bauaufgabe
Wohnungsbau
Lage
Hannover
Architektur/Bauplanung
TCHOBAN VOSS Architekten GmbH, Bäckerbreitergang 75, 20355 Hamburg
Fertigstellung
Haus A.3.3: August 2023 Haus B.2.1: Juli 2021 Haus C.1.1: Dezember 2021 Haus C.1.2: März 2022

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