La Masion Hotel
29. September 2021 | Brandschutz | Nachhaltiges Bauen | Schallschutz

Die Spannung des Gegensätzlichen

Am Rande der Innenstadt von Saarlouis, am Prälat-Subtil-Ring, realisierten Christina Beaumont und Achim Gergen von CBAG.Studio das La Maison Hotel. Ein gegensätzliches Ensemble aus Alt und Neu – einer herrschaftlichen Villa, dem ehemaligen Oberverwaltungsgericht und zwei minimalistischen Neubauten, die sich bewusst zurücknehmen, sich aber in ihrer Gesamtheit zu einem harmonischen Ganzen fügen.

Das Herzstück des Hotels bildet die kernsanierte Villa aus dem Jahr 1914 mit Elementen aus Jugendstil und Klassizismus, die ehemals das Oberverwaltungsgericht beheimatete und wie selbstverständlich ihren Platz am Innenstadtrand einnimmt. Hier befindet sich der stilvolle Haupteingang des Hotels. Über eine imposante, weiße Wendeltreppe aus Stahl gelangen die Gäste in die oberen Stockwerke und in den oberen Seminarraum. Ein kleines Hausmeisterhaus, das ebenfalls saniert wurde und die in zwei Bauabschnitten realisierten Neubauten bilden den Gesamtkomplex des La Maison Hotels. 

Neu und alt. Geschichte und Moderne

Der im ersten Bauabschnitt realisierte Neubau besticht durch seine Subtilität und gleichzeitige Präsenz: Zur Straßenseite bilden perforierte Aluminiumfaltläden, die sich von jedem Gast individuell öffnen und schließen lassen, eine zweite Gebäudehülle.

„Das Hotel steht an einer viel befahrenen Straßenkreuzung – uns war von Anfang an bewusst, dass wir hier einen Filter für den Gast brauchen. So haben wir uns für die Hülle, eine zweite Haut, entschieden“, berichtet Architekt Achim Gergen. „Die Gäste des Hotels haben die Wahl, ob sie den Blick in die Innenstadt genießen möchten, oder sich zurückziehen möchten, bei vollkommen geschlossenen Fensterläden.“ 

La Maison Hotel Modell

Aus dem Kontext heraus entwickeln die Architekten ihre Ideen: Alt und Neu sind Gegensätze, die immer ablesbar bleiben sollten.

La Masion Hotel

Elektronisch steuerbare Faltläden aus eloxiertem Aluminium umhüllen den Neubau zur Straßenseite.

La Maison Hotel

Diese werden von den Gästen nach individuellem Bedürfnis auf- oder zugezogen.

La Maison Hotel Anbau

Um den alten Baumbestand stehen lassen zu können und den benötigten Abstand zu wahren, scheint der Anbau, in dem sich das Bistro befindet, zu schweben.

„Ein Hotel zu realisieren ist immer recht komplex. Vor allem dann, wenn das Raumprogramm so vielfältig ist und man mit Bestand arbeitet“, führt Architektin Christina Beaumont weiter aus. Eine gläserne Fuge bildet das zeitlose Verbindungsstück zwischen dem ersten Neubau und dem Bestandsgebäude. Insgesamt 50 Zimmer und Suiten stehen den Gästen des Hotels zur Verfügung. Seminarräume, ein Sterne Restaurant und ein Feinkostladen laden förmlich zum Genuss ein. Ein Erweiterungsbau, der auf den ersten Blick zu schweben scheint, bietet Platz für das Bistro, welches auch für Gäste zugänglich ist, die nicht im Hotel verweilen. 
„Ein Hotel hat relativ komplexe Abläufe: Der Gast hat seine Wege und auch das Personal hat seine Funktionsabläufe. Ein Hotel ist ein Ort, an dem auf Zeit gewohnt und gearbeitet wird. Insofern muss das Gebäude einfach gut funktionieren. Wege sollten sich wenig oder idealerweise gar nicht kreuzen. Der Gast steht im Mittelpunkt, denn er muss sich hier zurechtfinden und soll sich wohlfühlen“, so Gergen. 

Eine großzügige Parkanlage mit uraltem Baumbestand bildet die rückseitige Klammer und bietet den Gästen nicht nur einen willkommenen Rückzugsort: Die Hotelzimmer öffnen sich hier großzügig mit Balkonen sowie bodentiefen Fenstern und schaffen so einen fließenden Übergang von Innen nach Außen. 

La Maison Hotel

Zeitlos und reduziert bildet das Gästehaus einen spannenden Kontrast zur alten Villa aus dem Jahr 1914.

La Masion HOtel Gästehaus

Cortenstahl und eine Holzfassade greifen die Materialien aus der Region auf.

Das Gästehaus, welches im zweiten Bauabschnitt realisiert wurde, verfügt über zehn Zimmer und zwei Suiten. Harmonisch passt es sich in die Umgebung ein und überzeugt mit einem geradlinigen Stil. Auch im Inneren, das ebenfalls durch die Architekten gestaltet wurde, spiegelt sich der ganzheitliche Ansatz wieder: Die Räume, sind zeitlos und erhalten durch unterschiedliche Farbnuancen in den Tönen La Terre, Sorbet Rose, Bleu Frais, Algue und Olive jeweils eine ganz eigene Atmosphäre. Natürliche, hochwertige Materialien wie Mamor, Ornamentglas und Rattan, die im Kontext vergangener Epochen stehen, schaffen Geborgenheit. 

La Maison Hotel

Eingebunden in die Natur: Bodentiefe Fenster und eine Balkonzone öffnen sich zum hoteleigenen Park.

La Maison Hotel Gäsetzimmer

Architektur und Innenarchitektur des Gästehauses verbindet ein ganzheitliches Konzept, das von heimischen Materialien und natürlichen Farbtönen bestimmt wird.

Das Zusammenspiel von Kontext und Programm

„Wir arbeiten bei allen Projekten nach dem Prinzip Kontext und Programm“, sagt Christina Beaumont. „Aus dem Kontext, dem Standort heraus, entwickeln wir unsere Projektideen. Insofern sind die Gebäude auch hinsichtlich ihrer Materialität immer an den Ort gebunden.“ „Wir sehen in Alt und Neu immer einen Gegensatz. Wir versuchen, weiterzubauen, aber nicht im dem Sinne, dass wir das Alte wiederholen. Das Neue sollte immer ablesbar bleiben und einen Willen der Zukunftsorientierung formulieren. Bei uns findet immer eine gewisse Abstraktion statt“, so Gergen.

La Masion Hotel Flurbereich Gästezimmer

Auch im Inneren, das ebenfalls durch die Architekten gestaltet wurde, spiegelt sich der ganzheitlich Ansatz wieder. Natürliche, hochwertige Materialien, die im Kontext der vergangener Epochen stehen, schaffen Geborgenheit.

In der Gestaltung grenzen die beiden Architekten Neu klar gegen Alt klar ab. Die Architekten schaffen es, die gegensätzlichen Gebäude zu einem einladenden und gleichzeitig spannungsreichen Ganzen zu vereinen.

„Mit dem bestehenden Gebäude, das wir erweitert haben, konnten wir eine ganz andere Art von Atmosphäre und nachhaltige Architektur entstehen lassen, als wenn wir den Bestand abgerissen und neu gebaut hätten“, führt Christina Beaumont weiter aus. 

Eine Region und ihre Materialien

Die Materialwahl der Architekten unterstreicht die spannungsvolle Architektur der scheinbaren Gegensätze: Während das Bestandsgebäude in hellen Farben erstrahlt, geben dunklere Materialien, die im direkten Bezug zur Region stehen, wie beispielsweise geöltes Eichenholz und Cortenstahl-Elemente, den Neubauten ihre subtile und zeitlose Anmutung. „Bereits während unserer Planung im Entwurfsprozess, haben wir eine genaue Vorstellung davon, wie und mit welchen Materialien wir das Projekt realisieren wollen“, so Gergen. 

Die hohen Anforderungen u.a. an die Statik bei Alt- und Neubauten, den geforderten hohen Brandschutz und den Schallschutz lösten die Architekten durch den Einsatz von regional gefertigtem Kalksandstein. 
„Aufgrund der hohen Druckfestigkeit fiel unsere Wahl auf Kalksandstein von KS-Original. Zudem besitzt der Stein klare Vorteile gegenüber anderen Wandbaustoffen hinsichtlich der Wertbeständigkeit, sowie des Brand- und Schallschutzes. In der Kombination seiner Vorteile war Kalksandstein als natürlicher Baustoff perfekt für dieses Projekt.“ Großformatige Planelemente des Bausystems KS-PLUS geben den Innen- und Außenwänden ihren Bestand und ermöglichten eine Verkürzung der Bauzeit. „Durch die Vorplanung des Kalksandsteinwerkes bekamen wir einen perfekten Ablauf in die Baustelle – die Planelemente wurden passgenau geliefert, so dass die Wände von den Maurern sehr schnell realisiert werden konnten.“

La Maison Hotel

Über die Wendeltreppe aus Stahl gelangen die Gäste in die oberen Stockwerke und in den oberen Seminarraum.

Zukunftsfähig und einfach nachhaltig

„Ein zukunftsfähiges Gebäude“, so Achim Gergen, „sollte auch in Zukunft nutzbar bleiben und immer über einen Lebenszyklus hinaus gedacht werden. Es sollte anpassbar sein und so gebaut sein, dass es in Würde altert“ führt Gergen weiter aus. „Patina ist für uns auch eine Art von Nachhaltigkeit.“

Die Köpfe hinter dem Projekt

CBAG.Studio ist ein Büro für Architektur und Design und wird von den BDA Architekten Christina Beaumont und Achim Gergen geleitet. Nach ihrem Architekturstudium an der TU Kaiserslautern haben beide mehrere Jahre als Designteam bei Zaha Hadid in London und Rem Koolhaas in Rotterdam gearbeitet. CBAG arbeitet an Projekten verschiedener Maßstäbe und hat bereits internationale Wettbewerbserfolge verzeichnet. Christina Beaumont und Achim Gergen entwickeln ihre Projekte aus der Dualität von Kontext und Programm. Mit dem Ziel, Orte der Identität und der Interaktion für eine immer stärker individualisierte Gesellschaft zu schaffen. Für das La Maison Hotel wurde CBAG.Studio mit dem Architekturpreis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet. 

CBAG.Studio
Bauaufgabe
Bauen im Bestand
Lage
Saarlouis
Architektur/Bauplanung
CBAG.Studio
Bauherr
privat
Grundfläche
5500.00m²
Fertigstellung
1. BA: 2016, 2.BA: 2019/2020

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