27. Juli 2023 | Jonas Milk | Beitrag

Next Generation zum „Entwerfen mit KI"

Beitrag

Künstliche Intelligenz ist aus vielen Bereichen schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Auch beim Entwerfen von Gebäuden wird die künftige Rolle von KI diskutiert. Das junge Büro Kunze Reisnecker gibt uns Einblick in seine Perspektive zur Relevanz der KI sowie der Architektenschaft bei Visualisierungen in der Architektur.

Statement von Maximilian Kunze und Bastian Reisnecker zum „Entwerfen mit KI"

Bekenntnis zur Unschärfe

Die Art und Weise, wie wir arbeiten, ist stark davon geprägt, im Bild zu denken: Visualisierungen sind für uns kein Endprodukt eines Entwurfsprozesses, sondern Arbeitswerkszeuge, anhand derer wir verschiedene Blickpunkte einnehmen und Ideen überprüfen können. Diese Bilder selbst verstehen wir als Teil unseres Werkes – Inhalt, Bildaufbau und Technik gehen bewusste Entscheidungen voraus.

Darüber hinaus spiegeln sie unsere persönliche Handschrift wider, die davon erzählt, welche Stimmungen wir mit einem Entwurf verknüpfen wollen und wie wir den Kontext interpretieren, in dem dieser entsteht. Auf anderer Ebene werden über Technik, Farbe und Komposition bewusst zeitgeschichtlicher, (Pop-)kultureller Kontext referenziert, zu dessen Entschlüsselung wiederum persönliche Erfahrungen und Erinnerungen des Betrachters gefragt sind.

next generation
Portrait Kunze Reisnecker quer

Architekten Maximilian Kunze und Bastian Reisnecker (v. l . n. r.)

Im Gegensatz zur Auserzählung eines Entwurfes mittels detaillierten Renderings ist es gerade in frühen Phasen des Prozesses wichtig die Beteiligten für eine Idee zu begeistern. Dies sollte nicht an konkrete Details der Ausführung geknüpft sein, sondern eine übergeordnete Lesart und Einordnung des Entwurfes veranschaulichen. Das Bild muss daher eben gerade noch so viel Unschärfe besitzen, dass Vorstellungskraft und Fantasie der Betrachter angeregt werden und das eigene Weiterdenken sie zu Beteiligten macht.

Kurzportrait 

Das junge Büro Architekten Kunze Reisnecker wurde 2019 von Maximilian Kunze und Bastian Reisnecker in Dresden gegründet. Sie arbeiten deutschlandweit an vielfältigen Aufgaben, mit dem Fokus auf Dresden und Umgebung. Beim Entwerfen und Bauen untersuchen sie Architektur als Gesamtheit von Gestalt, Konstruktion, Ort, Geschichte, Mensch und Umwelt.

Verantwortung für Gestaltung

Statt Sprache und Ausdruck in fremde Hände zu geben, sollte die Künstliche Intelligenz uns unterstützen, unserer Arbeit als Gestalter in den täglichen Abläufen wieder mehr Raum zu geben und rationale mathematische Aufgaben wie den Abgleich mit Normen und Regularien oder der Grundstücksausnutzung übernehmen.

In unserem Verständnis ist Architektur eben keine reine Rechenaufgabe bei der sich aus verschiedenen vorbestimmten Faktoren wie Bauaufgabe, Größenanforderungen und Kostenrahmen nur ein richtiges Ergebnis ermitteln lässt.

Unser Beruf sollte nicht noch mehr Verantwortung für die Gestalt unseres Werkes abgeben, sondern durch intensive Beschäftigung schon im Studium versuchen eine Haltung zu den architektonischen Dingen zu entwickeln, um diese im Dialog mit den Mitspielern aus Fachplanern, Handwerkern, Politik und Gesellschaft verhandeln zu können. Visualisierungen sind immanenter Bestandteil dieses Dialoges.

Entwurf Kunze Reisnecker Dreifachkindergarten

Bekenntnis zur Unschärfe - Pastellzeichnung als analoges Schaubild im Wettbewerb: In diesem Fall für den Entwurf zu einem Dreifachkindergarten im schweizerischen St. Gallen.

Entwurf Kunze Reisnecker Hellhaus

Die Visualisierung als Arbeitswerkzeug - Untersuchung von Farbfassungen und Freiraumgestaltung im Bild: Digitale Collage auf Grundlage von restauratorischen Befunden. Äußere Wiederherstellung des Hellhauses aus dem 18. Jhd. nahe Dresden.

Autor
Jonas Milk

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