Statement von Wulf Kramer zu „Broadacre City"
Die Idee der Stadt – und keineswegs nur der europäischen – ist eng verbunden mit dem Begriff der Dichte. Dichte lässt sich nur sehr begrenzt quantifizieren, aber recht einfach wahrnehmen: Sei es in Bezug auf ein bestimmtes Maß an Nutzungsdurchmischung, durch das Zusammenkommen von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund oder auch anhand eines gewissen Lärmpegels. Dichte steht für Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Und Urbanität entsteht, frei nach Levebvre, wenn viele unterschiedliche Dinge gleichzeitig passieren. Insofern handelt es sich bei Broadacre City, die den Begriff immerhin im Namen trägt, zumindest um eine ganz andere Art von Stadt, als wir sie kennen. In vielerlei Hinsicht findet man bei der Vision von Frank Lloyd Wright sogar das genaue Gegenteil: Orte des Zusammenkommens sind auf punktuelle Zentren der Bildung, Verwaltung und des Konsums beschränkt. „Dritte Orte“ oder auch nur Bereiche, die gesellschaftliches Leben ermöglichen, sind so gut wie nicht existent. Dafür hält Broadacre City einige Aspekte bereit, die in unserer aktuellen Stadtplanung zweifellos zu kurz kommen: Dazu gehören zum Beispiel große entsiegelte Flächen und Bepflanzungen, die das städtische Klima regulieren und in der Lage sind, in Extremwettersituationen regulierend zu wirken.
Die Idee der „städtischen Selbstversorgung“ findet sich weniger im Trend des Urban Gardenings, das eher nachbarschaftlich-soziale Aspekte in den Mittelpunkt stellt und versucht, im städtischen Kontext neue (Frei-)Räume für die Bewohner*innen zu erschließen.